Geschlossene Fonds: Finanztest kommt zu einem vernichtenden Urteil

In der Ausgabe der Zeitschrift Finanztest von 10/2015 wurden geschlossene Fonds untersucht, die ab dem Jahr 1972 aufgelegt wurden. Das untersuchte Eigenkapital beläuft sich auf ca. 37 Milliarden Euro.


Bisherige Bilanz negativ

Es wurden sowohl Immobilien-, Schiffs-, Umwelt- als auch Medienfonds untersucht, die Bilanz ist verheerend:

 

Nur 6 % der untersuchten Fonds haben ihre Gewinnprognose erfüllt. Weitere 25 % haben die Gewinnprognose verfehlt, immerhin jedoch Gewinne für die Anleger erwirtschaftet. 69 % bescherten den Anlegern jedoch Verluste.

 

Die Aufstellung untersucht die verschiedenen Fondsklassen:

  • Immobilienfonds: 57 % der Fonds erlitt einen vollständigen oder teilweisen Verlust des angelegten Kapitals
  • Umweltfonds: hier sind es 62 %
  • Schiffsbeteiligungen: hier sind es 81 %
  • Medienfonds: hier sind es 96 %

 

Weitere Problemfelder

Nicht nur die fehlende Rendite ist jedoch ein Problem für die Anleger. Vielen Anlegern ist nicht bewusst, dass sie sich als „Mitunternehmer“ an dem Wohl und Wehe der Anlagegesellschaft beteiligen.


Dies wurde vielen Anlegern erst bewusst, als bereits ausbezahlte Ausschüttungen von den Anlegern zurückverlangt wurden.


Viele Fonds insbesondere Medienfonds hatten auch Probleme mit dem Finanzamt in Bezug auf die Anerkennung von steuerlichen Verlusten.


Grund für die Misere

Es gibt ein Bündel von Gründen, die für die Probleme der Fonds verantwortlich sind. Es fällt jedoch ins Auge, dass immer wieder dieselben Probleme auftauchen:

 

Ein Großteil der Fonds weist eine ungünstige Kostenstruktur auf. Von dem eingezahlten Kapital werden diverse Kosten abgezogen, insbesondere Provisionen. Ein Großteil der Kosten fällt auch am Anfang an, so dass die Renditeaussichten von Beginn an geschmälert sind.

 

Dabei muss man nicht einmal die ganz krassen Fälle wie S & K oder Wölbern bemühen, bei denen sogar strafrechtliches Verhalten im Raum steht. Hohe Kosten sind ein Grundübel der Fondsbranche.

 

Hinzu treten allzu optimistische Anlageziele, schlechtes Management, Unkenntnis von der Branche/Markt. Insgesamt kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei geschlossenen Fonds die Anlagekonzepte insgesamt nicht durchdacht sind.

 

Die Anreize für ein erfolgreiches Management des angelegten Kapitals sind offensichtlich zu schwach ausgeprägt: Die Branche nimmt einen Großteil der Gebühren bereits bei Vertragsabschluss ein. Oftmals fehlen danach finanzielle Anreize, um die Fonds zu einer Erfolgsgeschichte für die Anleger zu machen.

 

Ausblick in die Zukunft

Mit Verabschiedung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) wurde die Branche stärker reguliert. Das KAGB führt zwar einige sinnvolle Regeln ein. Insbesondere gibt es neue Regelungen zu der Höhe des Fremdkapitals, zur Geschäftsführung und Rechtsform.


Ob diese Regeln einen praktischen Nutzen für die Anleger mit sich bringen, ist jedoch fraglich. Einige Regelungen produzieren sogar zusätzliche Kosten, die der Anleger letztlich tragen muss. Dies trübt die Renditeaussichten weiter ein.


An der oben genannten Anreizstruktur ändert sich im Übrigen nichts. Deshalb ist nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu rechnen.


Geschlossene Fonds sind weiterhin ein Produkt, das massenhaft vertrieben wird. Dabei ist es für fast keinen Anleger geeignet. Die Risiken sind enorm, die Gewinnaussichten gering.


Eine anlage- und anlegergerechte Beratung müsste eigentlich zu einem Abraten von dieser Kapitalanlage führen. Aufgrund der hohen Vermittlungsprovisionen passiert jedoch das Gegenteil.


Daher werden geschlossene Fonds die Rechtsprechung weiterhin beschäftigen.